━ GESCHICHTE RANZABUFFER
Wie um andere größere Waldgebiete, so wurde auch um den Schönbuch ein reiches Sagennetz gewoben. Viele dieser Sagen sind im Laufe der Zeit verloren gegangen. Jedoch eine Sage, die nicht von den Zungen verstummt ist, handelt von einem Waldgeist, der in fast allen Schönbuchorten als Ranzabuffer bekannt war. Schon dem Namen nach lässt sich unschwer feststellen, dass man es mit einem recht unfreundlichen und streitsüchtigen Geist zu tun hatte. Mit einem, der die Vorübergehenden auf den Laib (Ranzen) puffte oder stieß.
Über sein Auftreten und Erscheinen berichtet die Sage folgendes von ihm.
━ AUFTRETEN & ERSCHEINEN
Der Ranzabuffer war eigentlich ein Jäger auf dem Einsiedel bei Tübingen und führte ein gottloses Leben, quälte die Menschen, liebte Wein, Weiber und Spiel über die Maße und trieb auch Zauberei, wofür er seit vielen hundert Jahren als Geist umhergehen muss. Er spukte in dem ganzen Forstrevier, das er früher zu beaufsichtigen hatte, namentlich zwischen dem Einsiedel und Dettenhausen, bei der Blaulach zwischen Lustnau und Kirchentellinsfurt, besonders in dem Wäldchen „Made“, ferner im Schönbuch, wo er sich im sogenannten „Bärloch“ aufhielt. Aber auch im restlichen Schönbuch ließ er sich blicken. Deswegen hatte er viele unterschiedliche Namen. Ranzabuffer wurde er, wie schon erwähnt, am meisten auf und um das Gebiet Einsiedel und von Walddorf bis zum Schaichtal, also hauptsächlich im östlichen Teil des Schönbuchs, wo er ursprünglich herkam, genannt. In Gniebel und Rübgarten wurde der Ranzabuffer auch „Brüller“ und „Reiter“ genannt. In den übrigen Teilen des Schönbuchs war er besonders als „Schimmelreiter“ und „Bachreiter“ bekannt. Aber so sehr sich auch seine Namen unterschieden, so einzigartig und unvergleichbar war sein heimtückisches Auftreten und seine boshaften Streiche.
Um diesen wilden Jäger reiht sich nun eine ganze Kette von Erzählungen, die man sich in den Schönbuchorten von ihm erzählte. Diese wollen wir heute noch einmal gemeinsam zum Leben erwecken.
Häufig sah man den Ranzabuffer als Jäger gekleidet zu Fuß, mit dem Gewehr auf dem Rücken, allerlei Posen treibend. So zeigte er sich oft des Nachts an der Blaulach und läuft neben den Fußgängern her und versuchte sie in Wasser zu treiben.
Auch Holzgängern erschien er gern als Jäger, puffte sie erst recht herum und gab ihnen dann Holz, das sich aber beim Heimkommen in stechende Dornen verwandelte. Auch setzt er sich ihnen selbst auf das Holzbündel, damit sie glaubten, es sei recht viel. Die Jäger neckte er, indem er Holzdiebe im Wald vortäuschte und bald hier, bald dort Holz schlug.
Einige Male schrie er im Walde so erbärmlich, als ob jemand von einem Baum heruntergefallen wäre. Lief dann einer hin und wollte helfen, so erhob er das Geschrei an einer anderen Stelle und trieb das so fort, bis er genug hatte.
Ein anderer Spuk, der öfters vorgekommen sein sollte, war das die Menschen oft plötzlich einen schwarzen breitrandigen Bauernhut auf der Erde liegen sahen. Wenn sie aber danach griffen, und ihn aufheben wollten, so war es ein Stein, obwohl sie davor keinen Stein an diesem Ort gesehen hatten. Wenn sie am folgenden Tag nachsahen, war er wieder verschwunden.
Ein Strohschneider auf dem Einsiedel, der die Kusterdinger Steige hinunterging, hörte auf einmal den Ranzabuffer weit in der Ferne brüllen und sagte: „Ach, halt’s Maul! So schreien kann ich au.“ Da bekam er aber ein paar so unerhörte Ohrfeigen, dass er in den Graben viel und den Mund voller Dreck bekam.
Gefährlich wurde der Ranzabuffer aber nur, wenn er sich zu Pferde zeigte. Besonders im „Brand“, in dem Wäldchen, durch das der Weg vom Einsiedel nach Pfrondorf führt und in der Gegend beim „Bärloch“ machte er wunderliche Teufelsstreiche. Der Schimmel, auf den der Ranzabuffer ritt, war ein hohes, vortreffliches Pferd, das er sich aus dem Meere geholt hatte. Er ging nämlich auf Anraten eines anderen Geistes einst an einem Karfreitag Morgen vor Sonnenaufgang ans Meer, da stieg der herrliche Schimmel daraus hervor und ließ sich vom Ranzabuffer an den Ohren fassen, ließ ihn aufsitzen und trug ihn ohne Sattel und Zaum, wohin er wollte. Mit diesem Schimmel nun konnte der Ranzabuffer sowohl in der Luft als auch auf der Erde und auf dem Wasser reiten und trieb allerlei Possen mit ihm.
So kam er einmal auf die Walddorfer „Hut“ geritten. Dort band er seinen Schimmel an eine Eiche und ließ ihn weiden. Dann warf er eine ganze Zeitlang mit Steinen, Stöcken, Eicheln und Tannenzweigen nach den Leuten und stieß ihnen das Holz, das sie gemacht hatten, durcheinander.
Gern schlich er sich auch hinter die Holzleser im Walde und ruft ihnen plötzlich ins Ohr: „Was, was ist’s?“, dass sie zusammenfahren und recht erschrecken. Dann auf einmal zeigte er sich in Tiergestalt als Rehbock oder Fuchs und schrie zwei- oder dreimal und sprang aus dem Gebüsch auf sie zu, als ob er sie hätte umrennen wollen oder kam ganz nahe zu den Leuten her und brachte sie in Angst. Dann erschien er plötzlich wieder als Ranzabuffer, nahm sein Gewehr, setzte sich auf seinen Schimmel und jagte in einem „Hui“ davon, und der Schimmel sprang so wütend, dass er Feuer ausschob.
Wenn man ihn sonst als Reh brüllen hörte, so soll das eine Veränderung des Wetters anzeigen. Überhaupt verwandelt er sich gerne in Tiere und erschreckte Leute durch fürchterliches Gebrüll und Geschrei. Besonders soll er es auf Schlafende abgesehen haben. Diesen brüllte er oft ungeheuer stark ins Ohr und verschwand dann wieder grunzend in der Gestalt eines Schweines.
━ WOHNLTÄTER
Wohltätig hat sich der Ranzabuffer auch erwiesen, aber nur einmal, und zwar gegen den Feldhüter Munz aus Lustnau. Dieser brauchte nur bei Tag ins Feld zu gehen und das Wild zu hüten, denn wenn er abends heimging und rief: „Ranzabuffer, hüt mir mein Sach heut nacht!“ so geschah seinen Feldern gewiss nichts, und er selbst durfte sich zu Bett legen und ruhig schlafen, während alle andern Wildhüter draußen wachen mussten.
━ Ausbleiben & Verschwinden
Über Ausbleiben und Verschwinden des Ranzabuffers teilen sich die Ansichten, und der Sage nach gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Pfrondorf: Der Ranzabuffer sei einst in mitternächtlicher Stunde auf der Brücke von Neckartailfingen oder von Nürtingen durch einen jungen Menschen von Oferdingen erlöst worden, der nachher nicht mehr lange gelebt habe.
Lustnau: Unter solchem Spuk und Spaß seien nach und nach die zweitausend Jahre, die der Ranzabuffer als Geist hätte umgehen und schweben müssen, wahrscheinlich jetzt abgelaufen, denn in der neusten Zeit hätte er sich nicht mehr sehen lassen, und er würde wohl jetzt erlöst sein.
Einsiedel: Einige sagen, der Ranzabuffer sei ausgewandert in die Schweiz, weil er schon lange nichts mehr von sich hören ließ.
Alles auf einen Blick
UNSERE ENSTEHUNGSHISTORIE
1996
GRÜNDUNG
Am 14. Mai 1996 schlossen sich diese 13 Dettenhäuser/innen mit den damals bereits existierenden Gerstenhexen zusammen um den Verein „Freie Narren Dettenhausen“ zu gründen.
1996
EINTRAGUNG
Die Eintragung des Vereins (e.V.) im Vereinsregister beim Amtsgericht erfolgte am 04. September desselben Jahres.
1997
ERSTER AUFTRITT
Zu Beginn der darauffolgenden Fasnet, am 06. Januar 1997, hatte die Maskengruppe der Ranzabuffer ihren ersten öffentlichen Auftritt anlässlich der Ranzabuffertaufe auf dem Dorfplatz.
1997
TRENNUNG
Die gemeinsamen Wege der Maskengruppe der Gerstenhexen und der Ranzabuffer haben sich getrennt. Die Gerstenhexen gründeten einen eigenen Verein – Narrenzunft Gerstenhexen Dettenhausen 1993 e.V.
2000
2. Figur
Der Verein wurde um eine zweite Figur bereichert, mit der wir eine weitere Narrenfigur mit Bezug auf Dettenhausen ins Leben rufen wollten: das Dettenhäuser Gerschdakend.
2013
VEREINSHEIM
Das neue Vereinsheim die „Narrhalla“ öffnete im Gebäude neben der alten Mosterei in der Brunnenstraße. Im selben Jahr fand auch schon die erste Veranstaltung statt.
2018
TANZ IN DEN MAI
Anstelle der 1. Mai Hocketse fand der Tanz in den Mai statt, welcher jedes Jahr nach dem Maibaumstellen der Feuerwehr auf dem Dorfplatz in unserer Narrhalla stattfindet.
2019
1. WEINFEST
Wir richteten das erste Weinfest in der Floralen Schmiede aus, welches wir dank Corona leider 2020 nicht wiederholen konnten.
━━━ Häs und Maske des Ranzabuffer
Der Ranzabuffer trägt eine grüne Hose mit dunkelbraunen oder schwarzen Stiefeln, darüber Stulpen aus Fell oder fellähnlichem Stoff. Das Oberteil ist ein leinenfarbener Kittel mit Lederelementen und Schnürung am Ausschnitt, sowie um die Handgelenke. Um seine Schultern trägt der Ranzabuffer einen langen dunkelbraunen Umhang mit Kapuze. Dieser ist mit Tierfellen, Tannenzweigen und Utensilien aus dem Wald bestückt – als Symbolik für seine Wilderei in früheren Zeiten und um sein Dasein als Waldgeist darzustellen. Um den Bauch trägt er ein Seil mit Ledertaschen. Das Häs wird durch schwarze Handschuhe und ein grünes Halstuch vervollständigt.
Die Farben des Häs spiegeln den Schönbuch, wo er einst gehaust und sein Unwesen getrieben hat. Ein weiterer Gegenstand des Ranzabuffer ist ein Stock, den er bei den Umzügen mit sich trägt. Die Maske des Ranzabuffer stellt einen Mann mit Schnauzbart dar. Der halbgeöffnete Mund der Maske ist einem rufenden oder brüllenden Mund nachempfunden, durch den der Ranzabuffer den Waldarbeitern früher in die Ohren gebrüllt haben soll und heute die Zuschauer am Straßenrand erschreckt. Das Maskentuch besteht aus einem beigefarbenen „Zottelstoff“. Die Augenbrauen des Ranzabuffer werden durch Tannenzweige auf der Maske abgebildet, die ebenfalls auf der Stirn mit einem Tannenzapfen wiederzufinden sind. Ein Blatt und eine Warze auf den Wangen verleihen dem Aussehen noch mehr den Ausdruck eines Waldgeistes. Trotz der Gleichheit der Masken ist jede Einzelne von ihnen verschieden und ein Unikat.
Von der Gründung im Jahr 1996 bis heute wurde das Häs des Ranzabuffers kaum verändert. Es wurden lediglich Ergänzungen und Optimierungen vorgenommen. So gab es in den ersten Jahren kein Seil mit Tasche um die Hüften, keine Stulpen, keine Felle und Lederfetzen am Mantel und das Maskentuch war zu Beginn grün. Der Tannenreisigbesen wurde aus praktischen- und platzgründen durch den heutigen Stock ersetzt.